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Redaktion: Heinz Schmitz


Kamera erkennt ungesunde Bewegungen

Überkopf Arbeiten
Anstrengende Montage über Kopf: Damit Arbeiter lange gesund bleiben, sind ergonomische Bewegungsabläufe wichtig. (Foto: Department for Business, Innovation and Skills / Creative Commons)

„Achtung, diese Bewegung verursacht Rückenschmerzen“ – so könnte ein digitaler Assistent in Zukunft warnen. Wissenschaftler aus Hannover entwickeln ein Kamerasystem, das Arbeitern bei der Montage über die Schulter schaut und auf unergonomische Bewegungen hinweist. Unternehmen können das System nutzen, um die Leistungsfähigkeit ihrer Arbeitskräfte dauerhaft zu erhalten. Für einen ersten Praxistest suchen die Wissenschaftler noch nach Partnerunternehmen. Rückenschmerzen, Knieprobleme, Sehnenscheidenentzündungen: Falsche Bewegungen am Arbeitsplatz können auf Dauer krank machen. Um Arbeiter davor zu schützen, entwickeln Wissenschaftler aus Hannover derzeit eine Technologie zur Ergonomiebewertung: 3D-Kameras sollen Bewegungsabläufe erfassen und dabei helfen, ungesunde Körperhaltungen zu korrigieren.

 

Das Besondere: Die Ergonomiebewertung erfolgt in Echtzeit und basiert ausschließlich auf Kameradaten. Bisher ist es ziemlich aufwendig, Bewegungen im Fabrikalltag zu analysieren und zu bewerten. Die Arbeiter müssen dafür beispielsweise einen Ganzkörperanzug mit Markierungen tragen, damit der Computer die Position von Händen, Ellenbogen und Schultern erkennt. Das stört bei der Arbeit. Das neue System verzichtet gänzlich auf Marker sowie Sensoren und nutzt ausschließlich 3D-Kameras, um Körper und Hände zu erfassen.

filigrane Tätigkeit
Auch filigrane Tätigkeiten können körperlich belasten. Direktes Feedback soll künftig helfen, die richtigen Bewegungsabläufe zu trainieren und beispielsweise Rückenschmerzen vorzubeugen. (Bildlizenz: CC0 Public Domain)

Zudem soll die neue Technologie Bewegungen direkt analysieren und bewerten. Auch das ist mit bisherigen Systemen nicht möglich: Sie können lediglich Videos erzeugen und verarbeiten. Um zu beurteilen, wie ergonomisch die Bewegungsabläufe sind, muss anschließend ein Experte die Aufnahmen auswerten. Das ist teuer für die Unternehmen und ungünstig für die Arbeiter, die dadurch tage- oder wochenlang auf Feedback warten müssen. Das neue Kamerasystem soll die Bewegungen automatisch analysieren – und zwar in Echtzeit. Dabei erkennt es nicht nur unergonomische Bewegungen, sondern bietet auch Alternativen an. So erhalten die Arbeiter direktes Feedback und können ungesunde Bewegungen sofort korrigieren.

 

Unternehmen können das System nutzen, um die Arbeitskraft ihrer Belegschaft dauerhaft zu erhalten. Korrekte Bewegungsabläufe lassen sich damit schon während der Einarbeitung trainieren und später immer wieder überprüfen. So bleiben die Mitarbeiter in der Montage länger fit, ermüden nicht so schnell und werden seltener krank – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wird dies für Unternehmen immer wichtiger.

 

Mit der neuen Technologie lohnt sich die Ergonomiebewertung auch für kleine und mittlere Unternehmen. Weil keine teure Sensorik nötig ist und die Experten-Auswertung entfällt, ist die Bewertung künftig schneller und günstiger möglich. Zudem genügt ein einziges Kamerasystem, um sämtliche Arbeitsplätze in der Montage zu bewerten. „Wir entwickeln ein mobiles System. Sobald sich ein Mitarbeiter die richtigen Bewegungsabläufe angewöhnt hat, können die Kameras wieder abgebaut und an einem anderen Montage-Arbeitsplatz genutzt werden“, sagt Sebastian Brede, Projektleiter am Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH (IPH).

 

Siehe auch:

http://www.workcam.iph-hannover.de/

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