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Redaktion: Heinz Schmitz


Rezept gegen Gedränge auf Bahnhöfen

Gedränge auf einem Bahnsteig
Wegen des Trends zunehmender Fahrgastzahlen drängen sich immer mehr Menschen auf Bahnsteigen und in Bahnhöfen. (Quelle: 3dman_eu/Pixabay)

Auf vielen Bahnhöfen in Deutschland wird es eng. Gerade zu Stoßzeiten oder nach Großveranstaltungen kommt es vielfach zu überfüllten Bahnsteigen, die dem Ansturm durch stetig zunehmende Fahrgastzahlen nicht mehr gewachsen sind. Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich wollen im Projekt CroMa nun gemeinsam mit ihren Partnern neue Konzepte und Maßnahmen erarbeiten, mit denen sich die Lage entspannen und die Effizienz von Bahnhöfen und U-Bahnstationen weiter erhöhen lässt. Einige Bahnhöfe und U-Bahnstationen operieren schon heute an den Grenzen ihrer Kapazität. Aufgrund des Gedränges musste etwa der Hamburger Hauptbahnhof in diesem Jahr bereits wegen Überfüllung die Zugänge schließen. Setzt sich der Trend zunehmender Fahrgastzahlen fort, werden sich in Zukunft noch mehr Menschen dicht gedrängt durch den Bahnhof schieben. Das ist nicht nur unangenehm, sondern birgt – gerade auf dem Bahnsteig und den Rolltreppen – auch ein erhebliches Unfallpotenzial.

 

Im Projekt CroMa wollen Forscher mehrerer wissenschaftlicher Einrichtungen gemeinsam mit der Düsseldorf Congress GmbH, die unter anderem die Hallen der Messe Düsseldorf vermarktet, die Situation verbessern und unterschiedliche Methoden zur Lenkung der Personenströme untersuchen. Der Projektname geht auf „Crowd-Management“ zurück, den englischen Fachbegriff für die systematische Überwachung und Steuerung einer geordneten Bewegung und Ansammlung von Menschen. Auch mehrere Verkehrsbetriebe, darunter die Deutsche Bahn, die Schweizer Bundesbahnen und die Kölner Verkehrs- Betriebe, Veranstaltungstechniker sowie Polizei und Ordnungsdienstleister sind an dem Projekt beteiligt und sollen sicherstellen, dass sich die Ergebnisse später tatsächlich in die Praxis überführen lassen.

 

Die Jülicher Forscher befassen sich in CroMa mit der Konzepterstellung und Durchführung von Experimenten, mit denen sich gezielt die Wirkung verschiedenartiger Methoden des Crowd-Managements untersuchen lässt. Bei der Auswahl werden sie sich unter anderem an Feldstudien und Best- Practice-Beispielen orientieren. Neben physischen und baulichen Systemen wie Absperrgitter haben die Experten dabei auch psychologische Faktoren im Blick. So wollen sie etwa in Zusammenarbeit mit der Universität Bochum unterschiedliche Formen der Informationsweitergabe und Ansprache testen. „Denkbare Maßnahmen sind etwa Markierungen oder Informationen über den Auslastungsgrad einzelner Wagen eines Zuges, wodurch sich die Reisenden am Bahnsteig schon frühzeitig günstiger verteilen können, um das Ein- und Aussteigen zu optimieren. Uns interessiert, welche Effekte Maßnahmen dieser Art haben und wie sie sich auf das Stresslevel der Fahrgäste auswirken“, erklärt Dr. Maik Boltes aus dem Bereich Zivile Sicherheitsforschung des Jülicher Institut for Advanced Simulation (IAS-7). „Ein weiterer Aspekt sind die Durchsagen, etwa am Bahnsteig. Aus vorangegangenen Projekten wissen wir, dass bereits die Ansprache einen merklichen Einfluss auf das Verhalten der Menschen hat.“

 

Vor rund fünf Jahren hatten die Experten um Verbundkoordinator Prof. Armin Seyfried von der Uni Wuppertal und dem Forschungszentrum Jülich bereits Versuche mit insgesamt über 2.000 Probanden in den Düsseldorfer Messehallen durchgeführt. Im Projekt CroMa, das bis Juli 2021 läuft, sind nun neue Studien mit weiterentwickelten Methoden geplant, mit denen sich zusätzliche Werte erfassen lassen. Neben individuellen Laufwegen wollen die Forscher unter anderem auch körperliche Reaktionen der Probanden erfassen, die Rückschlüsse auf deren Stresslevel ermöglichen.

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