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Redaktion: Heinz Schmitz


Spurensicherung 2.0

Kooperationen zwischen den Sicherheitsbehörden und der Wissenschaft bilden in Deutschland immer noch die Ausnahme. Dabei zeigt ein Projekt zwischen der Hochschule München, dem Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA), dem Bundeskriminalamt (BKA) sowie der Firma Schleißheimer Gerätebau GmbH, dass es auch anders geht. Die Problematik an den momentan vorhandenen Spurensicherungsverfahren ist beispielsweise, dass sie oft nicht berührungsfrei sind. Das heißt, dass ein Fingerabdruck beim Sichern verwischt werden könnte und auch die DNA eventuell nicht mehr gesichert werden kann. Besonders das Rußverfahren kann sehr schnell sehr viel zerstören – außerdem bedeutet es auch mehr Verschmutzung am Tatort. Im Rahmen des Forschungsprojekts HUSSA (Humanspurensuche und -analyse) an der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik entwickelten Prof. Dr. Peter Leibl und sein Team seit 2012 zwei neue Verfahren, mit deren Hilfe die Sicherheitsbehörden daktyloskopische Spuren an Tatorten auch unter kritischen Rahmenbedingungen auffinden und sichern können. Zu den daktyloskopischen Spuren zählen Finger-, Handflächen-, Zeh- und Fußabdrücke.

 

Entwickelt wurden ein physikalisch-chemisches und ein optisches Verfahren zur Spurensicherung. Das physikalisch-chemische Verfahren beruht darauf, dass die Spuren mit einer chemischen Substanz bedampft werden. Dadurch werden die Spuren sichtbar gemacht und gleichzeitig gesichert. Bei dem etwas einfacheren optischen Verfahren werden die Spuren auf einem kleinen Bildschirm angezeigt. Dabei entsteht gleichzeitig eine Aufzeichnung, die später wieder abgespielt kann.

 

Beide Geräte basieren auf neuen Verfahren, die es so noch nicht gegeben hat. Die Entwicklung der entsprechenden Laborbauten, Träger- und Gehäuseprototypen sowie mechanischer Teile liegt in der Verantwortung der Schleißheimer Gerätebau GmbH. Ursprünglich geplant war, dass beide Verfahren erst einmal getestet und nur das vielversprechendere weitergeführt werden sollte. Jedoch sind beide Geräte sehr gut für die Spurensicherung geeignet und ergänzen sich auch gegenseitig, daher wurden auf Anraten der Kooperationspartner beide Ansätze weiterverfolgt.

 

„Als Hochschule sind wir der angewandten Forschung besonders verpflichtet“, erklärt Prof. Dr. Peter Leibl vom Labor für Konstruktionstechnik. „Wir haben uns der polizeilichen Aufgabenstellung ergebnisoffen angenommen. So ist ein Forschungsprojekt entstanden, an dem mittlerweile sowohl das Bundeskriminalamt als auch ein bayerisches mittelständisches Unternehmen beteiligt sind. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsbehörden und der Wissenschaft sehr fruchtbringend für beide Seiten sein kann.“ Dies bestätigt auch der Präsident des BLKA, Peter Dathe: „Es erfordert Offenheit sowohl seitens der Sicherheitsbehörden als auch der Wissenschaftler, aufeinander zuzugehen. Dabei ist es wichtig, dass jeder das Denken und die Probleme des anderen respektiert und versteht. Ich bin stolz, dass wir mit diesem Projekt auch bundesweit Anerkennung finden und andere Landeskriminalämter bereits jetzt auf unserer Ergebnisse zugreifen.“

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