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Redaktion: Heinz Schmitz


Informationslecks schaden Geschäftsbeziehungen

Informationsleck

Informationslecks können zukünftige Geschäftsbeziehungen gefährden. (Quelle: Tumisu/Pixabay)

 

Effektiver Datenschutz ist essenziell für die Zusammenarbeit innerhalb einer Lieferkette. Wenn ein Kunde durch Absicht oder Missgeschick sensible Daten eines Lieferanten weitergibt, schadet das der Geschäftsbeziehung massiv. Doch das ist nicht alles: Wie eine wissenschaftliche Studie zeigt, verliert nicht nur der betroffene Lieferant das Vertrauen, sondern auch andere potenzielle Lieferanten, die vom Informationsleck des Kunden erfahren. Eine mögliche Zusammenarbeit wird dadurch deutlich schwieriger.

 

Informationslecks werden in Lieferketten ein immer wichtigeres Thema, weil sie insbesondere durch die digitale Kommunikation häufiger vorkommen. Auf der einen Seite ist der Austausch von sensiblen Daten zwischen Unternehmen bei der Zusammenarbeit unerlässlich. Auf der anderen Seite besteht dabei immer das Risiko, dass die Informationen eines Unternehmens durch ein anderes unerlaubt weitergegeben werden, was der Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig schaden kann. Bisher noch wenig erforscht ist, wie andere Unternehmen, die nicht beteiligt sind, eine solche Datenweitergabe wahrnehmen. Mit dieser Frage beschäftigt sich eine Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management in Kooperation mit der Rotterdam School of Management der Erasmus Universität, dem Haslam College of Business der University of Tennessee und der Arizona State University.

 

Wie reagiert also ein Lieferant, der mitbekommt, wie ein Kunde Daten eines anderen Lieferanten unerlaubt weitergibt? Zwei Fälle müssen unterschieden werden: Ist für den unbeteiligten Lieferanten klar, dass es sich um ein bloßes Versehen handelt, stellt er in erster Linie die Fähigkeit des Kunden in Frage, sich effektiv um Datenschutz zu kümmern. Er versteht dies als einen Mangel an Kompetenz, der in Zukunft behoben werden kann. Werden Informationen jedoch absichtlich weitergegeben, zweifelt er an der Integrität des Kunden, was weitaus gravierender und kaum wieder gutzumachen ist. In beiden Fällen sinkt seine Bereitschaft deutlich, selbst sensible Informationen mit diesem Kunden zu teilen.

 

Der Schaden, der entsteht, geht jedoch noch darüber hinaus. In beiden Fällen entsteht als Kollateralschaden ein globaler Vertrauensverlust. Auch bei einer versehentlichen Datenweitergabe ist der beobachtende Lieferant plötzlich nicht mehr davon überzeugt, auf die Integrität des Kunden vertrauen zu können. Auf der anderen Seite verliert er bei der absichtlichen Datenweitergabe auch Vertrauen in die Kompetenz dieses Kunden.

 

Die Studie zeigt, dass Informationslecks weitreichendere Konsequenzen für Lieferketten haben als bisher angenommen. Auch Unternehmen, die nicht direkt betroffen sind, ziehen ihre Schlüsse aus einem solchen Vorfall. Selbst eine versehentliche Datenweitergabe führt dabei zu einem schwerwiegenden Vertrauensverlust und kann eine enorme Barriere für eine zukünftige Zusammenarbeit werden.

 

Originalveröffentlichung:

Ried, L./Eckerd, S./Kaufmann L./Carter, C. (2021): Spillover effects of information leakages in buyer-supplier-supplier triads, in: Journal of Operations Management (67), S. 280-306.

 

Siehe auch:

https://www.whu.edu/de/forschung/whu-knowledge/stabile-lieferketten-brauchen-vertrauen/

https://www.whu.edu/de/

 

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