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Redaktion: Heinz Schmitz


Per Mausklick durch die Kunst- und Museumswelt

OpenArtBrowser

Der openArtBrowser zeigt 700.000 frei verfügbare Kunstwerke. Die Startseite des Kunstbrowsers. (Quelle: Hochschule Darmstadt/Bernhard Humm)

 

Ob Mona Lisa, Bamberger Altar oder Nofretetes Büste: Im openArtBrowser lassen sich 700.000 Exponate aus der Kunst- und Museumswelt mit Fotos, Videos, Infos und Querverweisen entdecken. Grundlage der ambitionierten Open Source-Plattform sind frei verfügbare Online-Quellen aus aller Welt. Initiiert und gepflegt wird das Portal von Informatik-Studierenden der Hochschule Darmstadt (h_da) gemeinsam mit Projektleiter Prof. Dr. Bernhard Humm.

 

Wie wäre es, ein multimediales Kunsterlebnis für Jedermann im digitalen Raum zu schaffen, das ein Schlendern durch die Epochen ermöglicht, bei dem Interessierte verschiedene Stilrichtungen, Kunstschaffende, Materialien oder Motive kennenlernen können? Mit dieser Idee startete der h_da- Informatiker Prof. Dr. Bernhard Humm vor vier Jahren ein internationales Bachelorprojekt: Der openArtBrowser war geboren. Mehrere Studierendengenerationen pflegen seitdem die Online-Plattform.

 

Heute finden sich dort zirka 700.000 Kunstwerke aus 400 Stilrichtungen, 35.000 Kunst-schaffende, 50.000 Motive sowie 37.000 Museen und Ausstellungsorte. Und es werden wöchentlich mehr. Anhand zahlreicher Filter lässt sich recherchieren von Epoche über Künstlerin oder Motiv bis hin zum Standort oder zu den verwendeten Materialien.

 

Für den openArtBrowser verwendet das h_da-Team einen OpenSource-Ansatz. Genutzt werden nicht die limitierten, rechtlich geschützten Datensätze eines Museums, sondern frei zugängliche Web-Quellen aus der ganzen Welt:

Nämlich die von Wikidata und Wikimedia, Grundlagen des Internetdienstes Wikipedia. „Qualität und Metadaten – also zum Beispiel Informationen zu den jeweiligen Kunstwerken – sind natürlich nicht vergleichbar mit dem, was ein Museums-Team leisten kann“, sagt Humm, aber den-noch eine solide Basis. Mit einem sogenannten Webcrawler, den Studierende entwickelt haben, werden die Datensätze von Wikidata eingesammelt und an der richtigen Stelle einsortiert.

 

Der Inhalt des openArtBrowsers wächst quasi von alleine. „Einmal die Woche zapfen wir Daten bei Wikidata ab – das läuft automatisch“, erklärt der Informatiker. Mittlerweile haben User des Browsers die Wahl unter mehr als 800.000 Datensätzen. Und auch deren Zahl wächst kontinuierlich. Wikidata wird von Freiwilligen gepflegt, „eine gigantisch große Datenquelle“, so der Professor. Den Weg in den Kunst-Browser finden so auch neuere Objekte – wie etwa die Stolpersteine. Die im Boden verlegten Gedenktafeln aus Messing erinnern an deportierte, vertriebene und ermordete Menschen während der NS-Zeit.

 

Ziel des Projektes war von Beginn an, dass Menschen Kunst entdecken können, ohne aufwändig suchen zu müssen, sowie eine Kunstvermittlung, „jedoch nicht im Schulstil oder mit erhobenem Zeigefinger “, erklärt Prof. Dr. Bernhard Humm. Vielmehr sollen Nutzer der Seite quasi nebenbei Kunstwissen sammeln, indem sie durch das Angebot des openArtBrowsers surfen. Die Studierenden profitieren davon, dass sie Studieninhalte wie Künstliche Intelligenz, Ontologie-Extraktion oder semantische Anreicherung gleich in einem realen Praxisprojekt anwenden können.

 

Bei Idee und Konzeption des openArtBrowsers konnte der Informatiker Humm von Erfahrungen aus einem Vorgängerprojekt profitieren, an dem er beteiligt war: die „Digitale Sammlung“ für das Städel Museum Frankfurt. Per App sind darin Spaziergänge entlang der Kunstschätze im Depot oder Museum sowie Querbezüge jeder Art denkbar. Für die App wurden die beteiligten h_da-Professoren mit dem Forschungspreis der Hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften ausgezeichnet und das Städel 2015 mit dem „World Summit Award“ im Bereich Culture & Tourism.

 

Die Zahl der Zugriffe auf den openArtBrowser wächst derweil beständig. Im vergangenen Jahr waren es 16.000 Besuche mit 48.000 Seitenzugriffen. Die User kamen aus 82 Ländern; Spitzenreiter waren die USA, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien. Kein Wunder, denn die Internet-Plattform ist mehrsprachig: Informationen und Kunstwerke sind in fünf Sprachen abrufbar – auf Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

 

Siehe auch:

https://openartbrowser.org/de/

 

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