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Redaktion: Heinz Schmitz


AMBOS rückt Drohnen zu Leibe

Drohne in Verbotszone
Insbesondere vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zahl terroristisch motivierter Anschläge eröffnen Drohnen eine neue Dimension möglicher Bedrohungsszenarien aus der Luft. (Foto: FKIE/iStock/pixone)

Der einfache und preiswerte Zugang zu unbemannten Luftfahrzeugen hat eine neue Dimension der Bedrohungsszenarien aus der Luft eingeläutet. Zunehmend werden diese auch für Zwecke außerhalb des legalen Rahmens genutzt und stellen dadurch eine potenzielle Störgröße dar. Die veränderten Bedrohungsszenarien stellen Sicherheitsbehörden vor neue Schutz- und Abwehraufgaben. Das deutsch-österreichische Verbundprojekt »AMBOS« (Abwehr von unbemannten Flugobjekten für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) erarbeitet jetzt ein System zur Erkennung und Abwehr von potenziellen Bedrohungen aus der Luft in sicherheitskritischen Situationen. Das System soll die Fluggeräte detektieren, ihr Gefährdungspotenzial analysieren und – sofern erforderlich – auch verhältnismäßige Abwehrmaßnahmen durchführen. Dadurch unterscheidet sich »AMBOS« von vielen aktuell entwickelten Lösungen, deren Schwerpunkt vor allem auf der Detektion liegt.

 

Ziel: Schaffung einer zuverlässigen, rechtssicheren Abwehrlösung

Verbundkoordinator des für eine Laufzeit von zwei Jahren angesetzten Projekts ist das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE in Wachtberg. Es fungiert als Sprecher des bilateralen deutsch-österreichischen Gesamtprojekts und führt das zu diesem Zweck geformte Konsortium aus Forschung, Industrie und Behörden. Zu letzteren zählen Sicherheitsorgane des Bundes und der Länder und damit die künftigen Anwender des Systems.

 

»Durch die aktuell zunehmende Zahl terroristisch motivierter Straftaten besteht auf Seiten der Sicherheitsbehörden dringender Bedarf an rechtskonformen Aufklärungs- und Abwehrmitteln. Gerade in diesem Zusammenhang stellt die Nutzung unbemannter Luftfahrzeuge ein wachsendes Risiko für die öffentliche Sicherheit dar«, so Verbund-Koordinator Hans Peter Stuch, Forschungsgruppenleiter am FKIE. »Benötigt werden zuverlässige Werkzeuge und rechtliche Rahmenbedingungen, um der von ihnen ausgehenden Gefahr zu begegnen. Im Rahmen des Verbundprojekts AMBOS führen wir Expertisen aus Forschung, Industrie und Recht zusammen, um in Abstimmung mit den Behörden ein solches Instrumentarium zu erarbeiten und unseren Sicherheitsorganen an die Hand zu geben.«

 

Angestrebtes System übertrifft bisher erhältliche Lösungen

Seit 2013 mehren sich die Schlagzeilen über Vorfälle mit Drohnen. Etabliert haben sich seither schwerpunktmäßig unter Zeitdruck entwickelte technische Ad-hoc-Lösungen, die möglichst schnell einsetzbar sein sollten. Eine systematische wissenschaftliche Betrachtung des Themas fehlt bis heute, und zwar auf nationaler wie internationaler Ebene. Das soll sich nun ändern. Ziel von »AMBOS« ist die Entwicklung eines Demonstrators, der über den Funktionsumfang derzeit am Markt verfügbarer Systeme deutlich hinausgeht.

 

Die geplante Lösung detektiert Bedrohungen aus dem Luftraum mittels unterschiedlicher Sensormodalitäten, darunter Funk, Akustik, elektro- optisches Infrarot und Radar. Die eingehenden Sensordaten werden fusioniert, analysiert und zu einem ergonomisch gestalteten Lagebild zusammengesetzt. Dieses unterstützt das Sicherheitspersonal bei der Entscheidung über die je nach Situation und Grad der Bedrohung auszuwählende aktive Maßnahme der Intervention. Die Optionen reichen hier vom Stören von Funkfernsteuerung, Satellitennavigation oder Bordelektronik der Drohne bis hin zu ihrem Abfangen mittels eines Fangnetzes.

 

Von österreichischer Seite wird das Projekt federführend durch das AIT Austrian Institute of Technology, der landesweit größten außeruniversitären Forschungseinrichtung, begleitet. Koordinator ist dabei das AIT Center for Vision, Automation & Control, das international führend in den Bereichen der Hochleistungsbildverarbeitung, optischen Inspektions- und Qualitätskontrolle sowie im Bereich autonomer Assistenzsysteme ist.

 

Das Fraunhofer FKIE ist mit drei Forschungsabteilungen an dem Projekt beteiligt und arbeitet diesem in den Bereichen »akustische Detektion«, »Sensordatenfusion«, »Lagedarstellung« und »Entscheidungsunterstützung« zu. Projektleiter Stuch: »Mit AMBOS leisten wir nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der zukünftigen nationalen Sicherheit, sondern auch der europäischen Sicherheitsarchitektur.«

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