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Redaktion: Heinz Schmitz
Barrierefreies Fahren durch Sprachsteuerung
Inklusion ist nicht nur ein Schlagwort: Menschen mit einer körperlichen Behinderung können heute ein Auto selbstständig steuern, denn mechatronische Systeme ermöglichen das Lenken, Gasgeben oder Bremsen. Wer darüber hinaus den Blinker setzen oder die Klimaanlage einstellen will, kann auf die Sprache als Steuerungsinstrument zurückgreifen. Denn die EML European Media Laboratory GmbH und die Mobilcenter Zawatzky GmbH entwickelten gemeinsam eine Sprachsteuerung für diese so genannten „Sekundärfunktionen.“ Seit der Markteinführung im Frühjahr 2014 wurden bereits zahlreiche barrierefreie Fahrzeuge mit Sprachsteuerung verkauft. Inzwischen bauten beide Firmen in dieses System zusätzlich so genannte „Komfortfunktionen“ ein, die der Öffentlichkeit jetzt vorgestellt wurden. Damit kann der Nutzer per Sprachbefehl navigieren und das System dazu nutzen, die Wettervorhersage abzufragen oder den Anrufbeantworter im Büro oder Zuhause abzuhören.
„Ich nutze die Sprachsteuerung schon fast ein Jahr und komme im Alltag damit sehr gut zurecht“, sagte Josef Fleischmann bei der Präsentation in Heidelberg. Der Rollstuhlfahrer fuhr mit seinem eigenen Fahrzeug vor und zeigte, wie man den Scheibenwischer mit Sprache steuert oder mit Sprachbefehlen Informationen zum Wetter und zur Fahrstrecke abruft. „Das Autofahren mit Sprachsteuerung ist deutlich komfortabler, weil ich mich ganz auf das Fahren konzentrieren kann“, berichtete der angehende Wirtschaftsingenieur. „Es ist auch sicherer, weil ich nur eine Taste betätigen muss, im Gegensatz zu einer Fernbedienung, auf die ich dann schauen muss, wenn ich zum Beispiel die Nebelschlussleuchte einschalten will, die ich nur selten brauche.“
Andreas Zawatzky, Geschäftsführer der Mobilcenter Zawatzky, betonte den Sicherheitsaspekt der Sprachsteuerung: „Das Auto ist eigentlich ein System voller Widrigkeiten. Von den Fahrgeräuschen bis hin zur Elektronik stellt es den Fahrzeugumbau vor große Herausforderungen. Uns ist es gemeinsam gelungen, ein sicheres Sprachsteuerungssystem zu entwickeln, auf das sich unsere Nutzer verlassen können.“
„Die neue Kombination von Sekundär- und Komfortfunktionen zeigt aus unserer Sicht das gelungene Zusammenspiel von lokaler und serverbasierter Spracherkennung“, erklärte EML-Forschungs- und Entwicklungsleiter Dr. Siegfried Kunzmann Foto. EML). „Die Komfortfunktionen werden über eine serverbasierte Spracherkennung gesteuert, da auch Internetinhalte genutzt werden. Für die Sekundärfunktionen wird die lokale Spracherkennung genutzt, denn diese Funktionen müssen jederzeit „ansprechbar“ sein.“ Beide Erkennungssysteme werden von der gleichen EML-Technologie bedient. Doch nicht nur im Auto kann Spracherkennung helfen, Barrieren zu überwinden: Die EML-Sprachtechnologen zeigten, wie sich auch die Haustechnik durch Sprache steuern lässt – vorausgesetzt, das Haus verfügt über ein sogenanntes Bus-System, das in vielen Neubauten standardmäßig eingebaut wird.
Eine andere Anwendung, die Menschen den Alltag erleichtern kann, ist der EML Voicemail2Text-Service: Sprachnachrichten, die zuhause oder im Büro eingegangen sind, erscheinen als Text auf dem Smartphone – der Anrufbeantworter muss also nicht extra abgehört werden. Josef Fleischmann nutzt diesen Dienst, „weil ich Anrufe nur mit Freisprecheinstellung abhören kann, aber oft in einer Umgebung bin, in der das nicht möglich ist.“ Der Service ist für private Nutzer kostenfrei (https://vmt.eml.org ). Er eignet sich aber auch gut für die Kommunikation von Firmen. „Die Daten bleiben nämlich, im Gegensatz zu anderen Anbietern, auf den Rechnern der Firma, so dass der Datenschutz nach den strengen deutschen Datenschutzrichtlinien gewährleistet ist“, so Dr. Kunzmann vom EML.