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Redaktion: Heinz Schmitz


Kletternder Roboter versieht Paletten mit RFID-Transpondern

Er erklimmt selbstständig Palettenstapel, und auf seinem Weg nach oben bestückt er jede Palette mit zwei Funketiketten – nach der Paletten Produktion, vollautomatisch und zuverlässig. „Paletten Tagging Roboter“ oder kurz „PaTRo“ heißt das neue System. Entwickelt wurde es am BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH an der Universität Bremen. Die Holzflachpalette ist einer der bedeutendsten Mehrwegladungsträger in der Logistik. Nach Angaben des größten Palettenpoolbetreibers, der European Pallet Association (EPAL), befanden sich schon 2012 weltweit mehr als 450 Millionen der sogenannten „Europaletten“ im Umlauf. Um künftig eine bessere Transparenz der Palettenströme gewährleisten zu können, plant die EPAL eine dauerhafte Möglichkeit zur Identifikation und Lokalisation der Paletten auf Basis von RFID (Radio Frequenz Identifikation). Daher hat sie eine Richtlinie für die effiziente und standardisierte Anbringung von RFID-Transpondern (RFID-Tags) herausgegeben. Eine Lösung dafür, diese Auflage mit relativ wenig Aufwand kostengünstig umsetzen zu können, bietet eine neue Entwicklung der BIBA-Wissenschaftler.

 

Mit PaTRo stellen die Forscher nun auf der weltweit wichtigsten Industriemesse ein patentiertes System vor, das Logistikunternehmen und Palettenhersteller künftig eine wertvolle Unterstützung bieten kann. Der Roboter arbeitet die fertigen Paletten stapelweise ab. Er startet am Fuß eines Palettenturmes, erklimmt ihn selbstständig, stoppt an jeder Palette, fräst jeweils zwei Vertiefungen hinein und platziert dort je einen RFID- Transponder. Mithilfe einer Kombination von Elektroantrieben, Pneumatikkomponenten und Sensoren, die an eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) angebunden sind, erobert sich der Roboter die Palettentürme. Beim Klettern nutzt er den Stapel, um sich bei seiner Aufwärtsbewegung daran abzustützen.

 

Der Einsatz der Maschine erfolgt unabhängig von der Palettenproduktion, losgelöst vom Produktionstakt im Anschluss an den Herstellungsprozess. Der Roboter nutzt die Verweilzeit nach der Produktion für seine Arbeit, braucht nur sehr wenig Platz und natürlich einen Palettenstapel, um loslegen zu können. Vorteil dieser Nachschaltung ist, dass bestehende Produktionsprozesse nicht geändert und somit keine kostenintensiven Änderungen der Prozesse und der Automatisierungstechnik erfolgen müssen. „Um eine größtmögliche Mobilität der Maschine zu gewährleisten, haben wir versucht, die Anzahl der Komponenten des Gerätes möglichst gering gehalten“, sagt PaTRo-Projektleiter und -Miterfinder Dipl.-Wi.-Ing. Dirk Werthmann. „Dank moderner, modularer Leichtbauweise in Verbindung mit einer ausgeklügelten Automatisierungstechnik lässt sich die mobile Einheit problemlos transportieren und an verschiedenen Standorten nutzen“, erklärt er. Durch die Entwicklung eines einfachen, innovativen Kletterkonzeptes konnten für den gesamten Roboter Standardkomponenten verwendet werden, was sich vorteilhaft auf die Kosten für seine Herstellung und seine Wartung auswirkt.

 

Siehe auch:

http://www.biba.uni-bremen.de

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