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Redaktion: Heinz Schmitz


Kuriose Selbsthilfe-Tipps zur Datenrettung

Verschiedene Internet-Foren und Webseiten erläutern Methoden, wie Nutzer einen Versuch unternehmen können, funktionsuntüchtige Festplatten und andere Datenträger wieder verfügbar zu machen. Die Spezialisten von Datarecovery werden häufig mit den Ergebnissen nach diesen Eingriffen konfrontiert. Statt dem gewünschten Wiederherstellen der Daten zerstören die Nutzer oft Festplattensysteme restlos. Einfaches Grundwissen zum Aufbau von Speichern reicht aus, um zu verstehen, weshalb kein Einfrieren oder Erhitzen von Festplatten zum Erfolg führen kann.

 

Können Daten durch den Eingriff in die Festplattenmechanik gerettet werden? In Foren wird geraten, nach dem eigenmächtigen Öffnen einer Festplatte den Schreib-Lesekopf kurz manuell anzustoßen, um damit eine Verklemmung zu lösen. Auch das Anschieben der Magnetscheibe soll eine blockierte Mechanik lockern. Hier gilt: Eine Festplatte sollte generell nur im Reinraum geöffnet werden, damit keine Staubpartikel auf die Oberfläche der Platten geraten. Die sehr empfindliche Feinmechanik einer Festplatte sollte nur von geschulten Datenrettungs-Ingenieuren manipuliert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer der oben genannte Schritte zum Erfolg führt, ist sehr gering.

 

Durch die zusätzliche Fremdeinwirkung entstehen häufig (kleine) Kratzer auf der hochempfindlichen Magnetscheibe, die die sensiblen Schreib-Leseköpfe am Lesen hindern und den Fall verkomplizieren. Ein weiterer Nachteil der mit dem eigenverantwortlichen Öffnen einer Festplatte entsteht: Die Garantie des Herstellers erlischt mit dem Bruch des Siegels. Wird dieser Vorgang von einem zertifizierten Datenretter durchgeführt bleibt die Garantie auch nach dem Öffnen erhalten. Experten für Datenrettung nutzen Reinraumarbeitsplätze, wenn Festplatten geöffnet werden, damit eine Datenrettung ohne unnötige Risiken möglich ist. Vor der Beseitigung eines Fehlers in der Mechanik muss vor allem die Fehlerursache erkannt werden. Dies ist häufig nur möglich, wenn mit speziellen Tests und Analysewerkzeugen Diagnosen durchgeführt werden.

 

Werden eingefrorene Festplatten kurzfristig wieder vom Computer als Laufwerk erkannt? Die Annahme, dass ein Datenträger kurzfristig unter starker Kälteeinwirkung wieder funktioniert, nimmt ebenfalls einen mechanischen Defekt als Fehlerursache an. Bei dieser Theorie wird vor allem davon ausgegangen, dass die Gleitlager, die für die flüssige Rotation der Festplatten-Scheiben verantwortlich sind, durch die Temperaturveränderung beeinflusst werden können. Gelöst werden soll dieses Problem durch die physikalische Eigenschaft von Metallen, sich bei Kälteeinwirkung zusammenzuziehen. Durch den geringeren Druck auf die einzelnen Verbindungen soll kurzfristig eine Funktion sichergestellt werden. Neben der zweifelhaften Erfolgsaussicht wird hier die Entstehung von kondensierender Luftfeuchtigkeit übersehen, was zum Totalschaden der Festplatte und sehr selten zur Rettung von Daten führen kann.

 

Kann der Einsatz eines Backofens zur Lösung beitragen? Neben der Kühlung wird auch das Erhitzen, vor allem in handelsüblichen Backöfen, als Lösungsvorschlag bei bestimmten mechanischen Schäden suggeriert. In diesem Fall soll die Erwärmung mittels Ausdehnung für eine kurzfristige Instandsetzung des Festplattenmediums sorgen. Neben der physikalischen Einwirkung auf die Feinmechanik, soll der Thermische Einfluss auch zur Korrektur von elektronischen Defekten führen. Kalte Lötstellen werden durch hohe Temperaturen wieder zum Leben erweckt.

 

Wie sinnvoll ist der Wechsel einer baugleichen Festplattenelektronik? Ältere Festplattenmodelle unterscheiden sich nicht elementar vom Aufbau moderner Hard Disk Speicher. Allerdings sind etliche Details innerhalb der Speicherarchitektur den neuen Anforderungen angepasst worden. So auch die Festplattenelektronik. Wurde diese früher ausschließlich innerhalb des PCB (der äußeren Elektronikplatine) untergebracht, befindet sich bei aktuellen Festplatten die Firmware meist direkt auf dem Datenspeicher. Ein semiprofessioneller Austausch der äußeren Elektronikplatine führt dann sehr oft zur Beschädigung der Firmware und somit zu einer erheblichen Verschlechterung des Gesamtschadens.

 

Datarecovery empfiehlt auch erfahrenen Nutzern, sich nicht auf Selbsthilfeversuche einzulassen, wenn die Daten relevant sind. Erfahrungsgemäß gehen durch Selbsthilfe-Methoden in derart komplexen Bereichen immer mehr Daten verloren als gerettet werden könnten. Dabei ist es nicht relevant, ob der Schaden an SSD oder HDD Festplatten aufgetreten ist. Alle Datenträger in PCs, Laptops oder Smartphones und Tablets sind hochkomplex, und nicht dafür konzipiert repariert zu werden. Ein Eingriff in die hochempfindlichen Bereiche der Datenträger führt häufig zur Verschlechterung des Schadens.

 

Bei einem Auftrag zur Wiederherstellung der Inhalte eines zerstörten Datenträgers erstellen Spezialisten zuerst ein 1:1-Image der Festplatten. Nur so sind weitere Beschädigungen am Kundendatenträger ausgeschlossen. Logische Fehler, also Probleme durch Softwaredefekte, sind danach risikolos zu beheben. Sofern dies nicht möglich ist, werden mechanische Schäden sorgfältig unter Reinraumbedingungen begutachtet und soweit möglich korrigiert.

 

Siehe auch:

https://www.recoverylab.de/dateien-selber-wiederherstellen-geht-das/

https://www.datarecovery-datenrettung.de

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