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Redaktion: Heinz Schmitz


Lebensmittel-Daten als Handelsware der Zukunft

Früchteangebot
Bei der Lebensmittel-Produktion zählen, messen und sammeln Maschinen und Anlagen alle möglichen Daten. Analysen liefern eine Fülle von Informationen. (Quelle: nadinheli22/Pixabay)

Bei der Produktion von Lebensmitteln fallen Unmengen von Daten an, die bislang ungenutzt bleiben. Diesen Schatz wollen Forscher unter Leitung des Wirtschaftsinformatikers Professor Wolfgang Maaß von der Universität des Saarlandes heben: Eine neue Daten-Transparenz soll für Erzeuger und Hersteller Einnahmequellen schaffen, dem Finanz- oder Versicherungsmarkt zuverlässige Vorhersagen ermöglichen und der Industrie Wege aufzeigen, um die Produktion zu optimieren. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), die Universität des Saarlandes und das CISPA-Helmholtz-Zentrum bauen zusammen mit Partnern hierzu eine Plattform auf, um die Daten zu vernetzen und aufzubereiten.

 

Wie viele Kakaobohnen ernten Bauern wann und wo, und wie steht´s um die Qualität der Bohnen? Welche Sorten ergaben besonders gute Schokolade? In der Lebensmittel-Produktion fallen massenhaft Daten an. Auf dem Feld, beim Transport und in den Fabrikhallen zählen, messen und sammeln Maschinen und Anlagen alle möglichen Werte. Analysen liefern eine Fülle von Informationen, Codes aus Zahlen und Buchstaben geben Auskunft über Rohstoff, Herkunft, Zuliefererketten, Qualitätskontrolle und Nachfrage.

 

Diese für sich betrachtet wenig spektakulären Daten nutzen bisher nur der Bauer, der Lieferant und der Fabrikant vor Ort: jeder allein für sich, um jeweils seinen kleinen Teil der Kette im Auge zu behalten. Aber gerade auch für andere sind solche Daten aufschlussreich, erst recht, wenn solche Informationen verknüpft werden. Weiß etwa der Hersteller edler Schokolade früh über Qualität und Umfang der Kakao-Ernte Bescheid, kann er – wenn Bohnen bestimmter Güte absehbar knapp werden – seinen Einkauf besser planen, Finanzfachleute können früh und fundierter Preisentwicklungen für Rohstoffe voraussagen. Solches Wissen ist bare Münze wert.

 

„Auf den internationalen Waren- und Rohstoffmärkten werden täglich Milliarden bewegt. Entsprechend hoch ist der Wert solcher Insider- Informationen“, erklärt Wolfgang Maaß, Wirtschaftsinformatik-Professor der Universität des Saarlandes und wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie will er aus ohnehin vorhandenen digitalen Daten mehr machen als nur Mittel zum technischen Zweck. „Landwirtschaft und Weiterverarbeitung sind heute stark technisiert und digitalisiert. Bauern und Hersteller ziehen aber keinen Nutzen aus ihren Daten. Wir wollen den Lebensmittel-Daten zu einem eigenständigen Wert verhelfen, sie zu einem handelbaren Wirtschaftsgut machen“, sagt Maaß. „Wenn wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie als Datenprodukte gehandelt werden können, werden sie zu einer zusätzlichen Erlösquelle für diejenigen, die ihre Daten zur Verfügung stellen“, erklärt er. Und das soll sich für alle Seiten lohnen. „Solche Daten machen exakte geographische, ökologische und ökonomische Analysen möglich, etwa zu Qualitäten und Produktionsparametern. Auf diese Weise kann zum Beispiel auch der Ausschuss verringert, der Rohstoff-Einsatz optimiert und Ressourcen geschont werden“, erläutert Sabine Janzen, Forscherin aus dem Team von Wolfgang Maaß. Es werde so auch möglich, Marktpotenziale genauer zu ergründen und Markthemmnisse und -barrieren früh sichtbar zu machen.

 

Die Forscher arbeiten jetzt an der Daten-Plattform, auf der alle Daten zusammenlaufen. Mithilfe Künstlicher Intelligenz, Methoden maschinellen Lernens und Informations- und Kommunikations-Technologien sollen die Daten automatisiert so verarbeitet und aufbereitet werden, dass sie effektiv verschiedenste Einblicke ermöglichen. Die Wissenschaftler entwickeln Datenprodukte, die auf der Plattform zum Kauf angeboten werden sollen. „Die Plattform wird technisch so gebaut, dass der Lebensmittelhersteller die Hoheit über seine Daten in der Hand behält und völlig frei entscheiden kann, welche Daten er über die globale Plattform Dritten zum Kauf anbietet und welche er nicht herausgibt“, sagt Sabine Janzen. Die Forscher analysieren auch, welche Preise angemessen sind und stellen sicher, dass die Angebote und ihre Übermittlung rechtssicher und verlässlich sind. Hieran beteiligt ist IT-Sicherheitsexperte Professor Christoph Sorge, Inhaber der juris-Stiftungsprofessur für Rechtsinformatik der Universität des Saarlandes und Forscher am CISPA-Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit.

 

Siehe auch:

https://www.evarest.de/

http://iss.uni-saarland.de/de

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