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Redaktion: Heinz Schmitz
Microsoft sperrt 50.000 Product Keys
Mit der Sperrung von 50.000 Product Keys wehrt sich Microsoft gegen eine neue Art von Softwarepiraterie. Die 25-stelligen Zeichenketten für die Aktivierung von Windows oder Office wurden als angebliche Lizenzen verkauft. In Wirklichkeit gehören die Product Keys jedoch meist zu zeitlich befristeten Lizenzen für Testversionen oder zu OEM-Lizenzen und wurden illegal vertrieben. Außerdem hat Microsoft in jüngster Zeit mehrere einstweilige Verfügungen gegen Anbieter manipulierter Lizenzen erwirkt und zahlreiche Angebote auf Handelsplattformen beenden lassen. Nutzer gehen bei der Verwendung falscher Product Keys erhebliche Risiken ein.
Allein in den vergangenen beiden Jahren wurden Hunderttausende gefälschte Datenträger – allen voran Windows 7 Recovery DVDs – und gefälschte Echtheitszertifikate (sogenannte COAs) sichergestellt. „In Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden konnten eine Vielzahl von betrügerischen Händlern gestoppt und kriminelle Netzwerke zerschlagen werden“, erklärt Oliver Gronau, Director Software Compliance and AntiPiracy bei Microsoft Deutschland. „Gerade der Fall ‚PC Fritz‘, der im Januar in die Hauptverhandlung geht, zeigt, dass auch die dreistesten Betrüger früher oder später geschnappt werden.“ Nicht zuletzt aufgrund dieser Ermittlungserfolge hat der Handel mit gefälschten Datenträgern in den vergangenen Monaten merklich nachgelassen.
Stark zugenommen hat dagegen eine neue Form der Software-Piraterie: Der Verkauf einzelner Product Keys als angebliche Lizenzen für Microsoft Windows und Microsoft Office. Für betrügerische Händler ist diese Art des Vertriebs offensichtlich besonders lukrativ: „Sie müssen keine gefälschten Datenträger herstellen und importieren lassen und schließen so das Risiko einer Grenzbeschlagnahmung durch den Zoll aus“, so Oliver Gronau. „Auch im Fall einer Durchsuchung werden keine gefälschten Datenträger, sondern schlimmstenfalls Listen mit Product Keys gefunden.“ Die manipulierten Schlüssel werden meist über das Internet als echte Software-Lizenzen angeboten. In Wirklichkeit gehören sie jedoch vielfach zu zeitlich befristeten Lizenzen für Testversionen oder für Softwareentwickler, zu Volumenlizenzen für Bildungseinrichtungen oder zu OEM-Lizenzen und werden illegal vertrieben – meist ohne Wissen der eigentlichen Lizenznehmer.
Nutzer gehen bei der Verwendung gefälschter Product Keys erhebliche Risiken ein. Manipulierte Lizenzen sind nicht für Microsoft-Updates berechtigt. Deshalb sind die Rechner und Daten der Anwender oftmals schon nach kurzer Zeit nicht mehr wirksam vor Angriffen geschützt. Es wurden aber auch schon manipulierte Windows-Versionen entdeckt, die selbst Schadsoftware enthalten. Und selbst wenn Kunden Product Keys zum Schnäppchenpreis erwerben, so ist der Kaufpreis doch in jedem Fall verloren, wenn die Fälschung aufgedeckt und der Product Key gesperrt wird.
Das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt hat bereits Anfang des Jahres entschieden, dass der Verkauf einzelner Microsoft-Echtheitszertifikate mit aufgedruckten Product Keys als angebliche Lizenzen sowohl urheberrechtlich als auch markenrechtlich unzulässig ist. Konsequenterweise hat das Landgericht (LG) München Anfang November auch den Verkauf einzelner Product Keys als Lizenzen bzw. Lizenzschlüssel im Wege einstweiliger Verfügungen verboten. Entsprechende Fälle waren erstmals vor ein paar Jahren aufgetaucht und im Sinne von Microsoft und anderen Rechteinhabern entschieden worden. In einem Fall hatte das OLG Zweibrücken sogar entschieden, dass sich ein Rechtsanwalt seinem eigenen Mandanten gegenüber schadenersatzpflichtig macht, wenn er ihn dahingehend berät, dass der Handel von Seriennummern als Lizenz für ein bestimmtes Computerprogramm rechtmäßig sei.