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Redaktion: Heinz Schmitz


Prachtchorbuch restauriert und digitalisiert

Es ist einer der kostbarsten Schätze der Bayerischen Staatsbibliothek: das Chorbuch mit Motetten von Cipriano de Rore. Nach aufwändiger Restaurierung und Digitalisierung ist das von Hans Mielich prachtvoll illuminierte Chorbuch online abrufbar und damit zum ersten Mal seit über 450 Jahren für alle Interessierten zugänglich. Die Restaurierung und Digitalisierung konnte dank großzügiger finanzieller Unterstützung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung durchgeführt werden. Das Chorbuch wurde im Jahr 1559 im Auftrag Herzog Albrechts V. (1528-1579) für die Schatzkammer des bayerischen Herrscherhauses fertiggestellt und enthält 26 vier- bis achtstimmige Motetten des niederländischen Komponisten Cipriano de Rore (1516-1565). Im Repertoire der Musikhandschrift befinden sich unter anderem große Staatsmotetten, wie die Motette zur Thronbesteigung Albrechts V. von Bayern, aber auch Vertonungen von Vergil und Horaz oder Motetten zur Weihnachtszeit.

 

Aufsehenerregend ist die Ausstattung des Chorbuchs als Prachtkodex mit reicher Buchmalerei in beispielloser Qualität. Neben detailreichen Bildschmuck zu Beginn jeder Motette sind acht ganzseitige Miniaturen des Malers Hans Mielich (1516-1573) in der Handschrift enthalten.

 

Das großformatige und schwere Chorbuch mit seinem Prachteinband kann nur mit äußerster Vorsicht geöffnet werden und gehört zu den kostbarsten Schätzen der Bayerischen Staatsbibliothek. Es ist für die Öffentlichkeit äußerst selten zugänglich. Dies ändert sich nun. Experten am Scanzentrum des Münchener Digitalisierungszentrums haben das Chorbuch über mehrere Wochen hinweg mit hochspezialisierter Fototechnik gescannt und bearbeitet. Das Digitalisat kann über die Digitalen Sammlungen der Bibliothek online abgerufen und unabhängig von Ort und Zeit für detaillierte Forschung genutzt werden.

 

Bevor das Digitalisat angefertigt werden konnte, wurde das Werk am Institut für Be-standserhaltung und Restaurierung der Bayerischen Staatsbibliothek über ein Jahr hinweg aufwändig restauriert. Die Miniaturen im Chorbuch wiesen zahlreiche verlustgefährdete Stellen der Malschicht auf. Sie wurden unter dem Mikroskop bei zwanzigfacher Vergrößerung mit einer speziellen wässrigen Hausenblasenlösung gefestigt. „Die anspruchsvolle Restaurierung war nur möglich durch eine finanzielle Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung, für die wir sehr dankbar sind“, so Generaldirektor Dr. Klaus Ceynowa. „Die Erfahrungen aus Restaurierung und Digitalisierung kommen nun den Spitzenstücken der herzoglichen Sammlung, den von Hans Mielich illuminierten Chorbüchern mit Bußpsalmen von Orlando di Lasso zugute.“ Die beiden Bände werden in den kommenden eineinhalb Jahren restauriert und digitalisiert, ebenfalls mit finanzieller Förderung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung.

 

Siehe auch

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00103729/image_1

https://www.youtube.com/user/BayStaatsbibliothek

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