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Redaktion: Heinz Schmitz
Software verbessert Sprechen lernen nach Schlaganfall
Schlaganfälle haben häufig den Verlust der Sprechfähigkeit zur Folge. Die Behandlung dieser Aphasien ist ein langwieriger Prozess – in der Regel gibt es eine ambulante Therapie bei einem Logopäden mit gerade einmal zwei Sitzungen pro Woche. Hier setzt ein Spin-off aus dem Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen mit dem Informatiker Erik Düselder, dem Kaufmann Hagen Schwiebert und der Logopädin Edyta Kaczynska an.
„Mit unserem Softwaresystem mit dem Arbeitstitel ‚Einfach Sprechen‘ können Aphasiker auf einem Tablet-PC zusätzlich zur professionellen Therapie jederzeit zusätzliche Übungen absolvieren. Der Clou ist dabei eine besondere Spracherkennung, die es dem Patienten ermöglicht, seine Fähigkeiten aktiv zu verbessern“, erläutert Hagen Schwiebert. „Die Basisaufgabe ist eine Wort-zu-Bild-Übung, bei der die Patienten ein angezeigtes Bild erkennen und das dazu passende Wort aussprechen müssen.“
Der Prototyp wurde bereits in einer Einzelfallstudie mit Erfolg getestet. Und auch wissenschaftliche Untersuchungen haben schon gezeigt, dass mit einer erhöhten Therapiefrequenz der Lernerfolg bei Aphasie-Patienten steigt. Idee und Konzept von „Einfach Sprechen“ haben die Gründungsförderer des Bundes und des Landes Bremen überzeugt. Es gab für das interdisziplinäre Team jeweils eine Förderung im EXIST-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sowie im Bremer Förderprogramm für Unternehmensgründungen (BRUT).
Zielgruppe des Softwaresystems sind neben Reha-Kliniken vor allem logopädische Praxen. „Ihnen geben wir ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie ihr therapeutisches Angebot nachhaltig erweitern, eine Qualitätssteigerung in der Therapieleistung erreichen und sich so von der Konkurrenz abheben können“, sagt Erik Düselder. „Einfach Sprechen“ unterstütze die Arbeit der Sprachtherapeuten, die weiterhin im Zentrum einer Therapie stehen. „Wir wollen und können die Logopäden gar nicht ersetzen“, fügt Edyta Kaczynska hinzu. Vielmehr sollen die Sprachtherapeuten über das geplante, angeschlossene Webportal weitere Funktionen nutzen, wie eine zum Teil automatisierte Dokumentation, Terminplanung und Rezeptverwaltung. „Dadurch werden Praxen in die Lage versetzt, ihre Leistungen gegenüber Ärzten und Krankenkassen durch vorher nicht existierende Kennzahlen zu belegen sowie ihre internen Arbeitsprozesse zu optimieren“, erklärt Logopädin Kaczynska.