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Redaktion: Heinz Schmitz


Versicherungsbetrügern auf der Spur

Autobeule
Echter Schaden oder per Bildmanipulation verschlimmert. Software soll Betrüger entlarven. (Quelle: Hans/Pixabay)

Rund 10 Prozent der Schadenszahlungen in der Unfallversicherung beruhen auf Betrug, schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt hat das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT drei Technologien entwickelt, mit denen Versicherungen automatisiert zweifelhafte Versicherungsfälle aufspüren können. Mit den neuen Verfahren lassen sich Bilder, Texte und Finanzdaten untersuchen. Erste Versicherungsgesellschaften in Deutschland testen die Technologien bereits.

 

Versicherungsbetrüger sind erfinderisch und fingieren oft die Beweise. Deshalb hat das Fraunhofer SIT drei Verfahren entwickelt, die verschiedene Arten von Betrugsversuchen enttarnen können. Versicherungsbetrüger bearbeiten beispielsweise Bilder, die mit Schadensfallmeldungen eingereicht werden, sodass der Schaden größer erscheint: Da ist die Beule im Auto plötzlich dreimal in der Seitentür oder der Lackkratzer viel länger als in Wirklichkeit. Manche Bilder wurden bereits für andere Fälle eingereicht, oder sie werden einfach aus dem Internet gezogen und mit einer fingierten Schadensmeldung bei der Versicherung gemeldet.

 

Beispielsweise lag ein Foto der kaputten Brille des Fußballtrainers Jürgen Klopp sehr häufig als Beleg in verschiedenen Schadensfällen bei. Das Fraunhofer SIT hat eine Software entwickelt, die mit bildforensischen Technologien automatisiert solche manipulierten Schadensfallbilder aufspürt.

 

Oft nutzen Versicherungsbetrüger verschiedene Identitäten, um viele fingierte Fälle einzureichen. Oder ein Außendienstmitarbeiter der Versicherung meldet selbst massenhaft fiktive Schäden und betrügt damit seinen Arbeitgeber. Dieser Art des Betrugs können Versicherungen mithilfe der Autorschaftsanalyse des Fraunhofer SIT sehr schnell auf die Spur kommen. Die Software vergleicht die einzelne Fallbeschreibung stilistisch mit Referenztexten und findet gegebenenfalls in Sekundenbruchteilen Übereinstimmungen in Bezug auf die Autorschaft. So analysiert das Tool 500 Fallbeschreibungen innerhalb von sieben Sekunden.

 

Aber auch die reine Verteilung der Schadenszahlungen kann Hinweise auf Betrugsversuche liefern. Möglich macht das die Ziffernanalyse von Finanzdaten, mit der sich ungewöhnliche Häufungen aufdecken lassen. Mit diesem Verfahren können Versicherer größere Fallgruppen auf verdächtige Zahlen prüfen und beispielsweise auffällige Regionen oder Versicherungsagenten ausfindig machen. Ebenso lassen sich beispielsweise betrügerische Werkstätten oder Gutachter identifizieren, die systematisch überhöhte Schäden berechnen.

 

Im Projekt EWV – Erkennung von Wirtschaftskriminalität und Versicherungsbetrug – hat ein interdisziplinäres Team aus Wirtschaftswissenschaftlern, Psychologen, Juristen und Informatikern Methoden zur Betrugsprävention und detektion erforscht. In dem Projekt haben die Wissenschaftler das Verhalten von Betrügern analysiert und IT- gestützte Verfahren zur Erkennung von Manipulationen erarbeitet. Die IT- Forensik-Experten des Fraunhofer SIT haben für EWV drei Module entwickelt, die in das Projekt mit eingeflossen sind. Weitere Projektbeteiligte waren die Universität Kassel, die Fachhochschule Dortmund, das Institut Psychologie & Bedrohungsmanagement I:P:Bm, Arvato Financial Solutions und das Fraunhofer IAO.

 

Siehe auch:

https://www.sit.fraunhofer.de/de/ewv/

https://www.academy.fraunhofer.de/forensik-bildmanipulation

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