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Redaktion: Heinz Schmitz


Wirbel um Gesundheitsdaten-Nutzung

Krankenzimmer
Die Weitergabe von Patientendaten an Google bleibt umstritten. (Quelle: by-sassi / pixelio.de.)

Deutlich mehr muss getan werden, um den Datentransfer von öffentlichen Behörden an private Firmen zu regeln. Das fordern Experten der University of Cambridge (http://cam.ac.uk). Forschungsleiterin Julia Powles argumentiert, dass 2015 bei der Unterzeichnung eines Vertrages zwischen dem Royal Free NHS Foundation Trust http://www.royalfree.nhs.uk und Googls DeepMind (http://deepmind.com) "unverzeihliche" Fehler gemacht wurden.

 

Sehr private Datensätze

Durch diesen Deal erhielt das auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Unternehmen Zugang zu sensiblen Daten von rund 1,6 Mio. Patienten, die jährlich in den Krankenhäusern des Trusts behandelt werden. Der Zugang wurde gewährt, um mit Streams eine Überwachungssoftware für mobile Geräte zu schaffen, die eine bessere Versorgung von Patienten mit akuten Erkrankungen der Niere ermöglichen sollte.

 

Laut Powles und Hal Hodson war die in dem Vertrag festgelegte Nutzung weit weniger spezifisch und ließ einen weiteren Spielraum beim Einsatz dieser Daten zu. Sieben Monate nach Vertragsunterzeichnung ergab eine Studie, dass DeepMind Zugang zu einer großen Anzahl von zuordenbaren Patientenunterlagen erhalten hatte und es nicht möglich war nachzuvollziehen, wie diese Daten genutzt wurden. Enthalten waren Daten zu HIV-Patienten waren, Überdosierungen und Abtreibungen, sowie Routinebesuche im Krankenhaus.

 

App wird weiter genutzt

Im November 2016 ersetzten DeepMind und der Trust die alte Vereinbarung durch eine neue. Der ursprüngliche Deal wird derzeit durch das Information Commissioner's Office untersucht. Bisher wurden jedoch keine Ergebnisse veröffentlicht. Zusätzlich führt auch der National Data Guardian weitere Ermittlungen durch. DeepMind behielt den Zugang zu den Daten, auch nachdem beide Behörden involviert wurden und die bisherige App weiter eingesetzt wird.

 

Die aktuelle Studie untersucht die Originalvereinbarung im Detail und analysiert öffentlich zugängliche Infos, die durch Anfragen im Rahmen von "Freedom of Information" gesammelt wurden. Powles arbeitete mit Hodson zusammen, der die ursprüngliche Untersuchung publizierte. Laut den Studienautoren ist es unwahrscheinlich, dass der Zugang von DeepMind je ein Risiko im Bereich der Datensicherheit mit sich gebracht hat. Schwierig seien aber der Mangel an Transparenz und einer rechtlichen und ethischen Basis für diesen Datenzugang.

 

Ominöser Datenverkehr

Powles und Hodson argumentieren, dass der Datentransfer zu DeepMind nicht so vorgenommen wurde, wie er durchgeführt hätte werden sollen. Sie stellen in diesem Zusammenhang vor allem die Beschwörung des Prinzips der direkten Pflege infrage. Dabei wird davon ausgegangen, dass eine "identifizierte Person" das stillschweigende Einverständnis gegeben hat, ihre Daten für eine Nutzung, die die Prävention, Untersuchung oder Behandlung einer Krankheit einschließt, weiterzugeben. Bei keinem Patienten, dessen Daten an DeepMind weitergegeben wurden, hat man aber je ein Einverständnis eingeholt.

 

Derzeit sei es auch unklar, worin genau das Interesse von Google an den Patientenakten des National Health Service besteht. Powles geht davon aus, dass es nicht auszuschließen ist, dass Google die Daten eines Tages auch für Werbung und andere kommerzielle Zwecke einsetzt. Derzeit arbeiten Powles und Hodson an einer Überprüfung der neuen Vereinbarung vom November 2016. Die Studie wurde im Magazin "Health and Technology" veröffentlicht.

(Quelle: www.pressetext.de)

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